Ballmaster Open 2002
Ein Bericht von Thomas Gross
Liebe
Bowlingkollegen(innen)!
Ich möchte euch von meinem
Turnier in Helsinki, dem Ballmaster Open, welches zugleich das erste Turnier der
heurigen europäischen Weltranglistenturnierserie ist, berichten. Ich flog mit
Ivonne als seelischer Begleitung und unserer deutschen Freundin Tanya Petty zum
Ballmaster Open geflogen, um dort die ersten Weltranglistenpunkte des heurigen
Jahres einzuheimsen: und es ist gelungen.
Das Turnierformat:
8 Spiele Grunddurchgang, amerikanisch, Bahnenwechsel nach jedem Spiel, die
besten 48 qualifizieren sich für die Zwischenrunde, wo weitere 6 Spiele
absolviert werden (Pins werden natürlich immer mitgenommen). Nach den 14
Spielen bestreiten die Top 12 ein Round Robin mit Positionsrunde (Siegpunkte: 30
). Die besten 5 erreichen das Stepfinale.
Die Teilnehmer:
Es waren rund 370 Teilnehmer aus 12 Nationen, wobei die skandinavischen Länder
natürlich den überwiegenden Teil der Starter stellte. Neben der finnischen und
schwedischen Elite waren auch das dänische Nationalteam, einige Franzosen und
Italiener, das russische und das lettische Nationalteam sowie eine Handvoll
deutsche Spieler(innen), darunter auch Tanya Petty und Patricia Schwarz, welche
seit gut 2 Monaten in Finnland lebt, am Start.
Die Ölung:
Angeblich 25 Einheiten auf 37 Fuss, einfach geölt.
Charakteristik:
Breakpunkt: 7 – 9 Board, außerhalb des 6. Board gab es kein Zurückkommen
(oder ein Wash-out), war man zu früh oder zu langsam am Breakpoint, hatte man
garantiert einen Split, spielte man zu weit innen, durfte man sich wegen des
Reverseblocks ebenfalls über ein mächtiges Split freuen. Im Lauf der Zeit
beruhigte sich das Finish etwas und der äußere Bereich wurde etwas griffiger,
sodass nach einigen Partien dann genug Platz für hohe Ergebnisse war.
Voraussetzung jedenfalls: höheres Tempo (26 km/h aufwärts), saubere
Ballfreigabe, eher höherer Laufring.
Mein Spiel:
Nach der ersten Partie (215) war ich in Schwierigkeiten, ich fand weder das
richtige Tempo, noch den Ball, noch die richtige Ballfreigabe und spielte 169
und 169. Dann endlich kam mir der Gedanke, den Ball weniger anzuschlagen, somit
mehr Vorwärtsrotation zu kreieren und damit mehr Tempo zu erzielen, dies mit
einem polierten Ball mit großem Hookpotential, sodass ich den Ball vom 6. Board
auf dem nunmehr schon etwas verschmierten Finish auch wieder in die Gasse
bekomme. Dies funktionierte dann auch, ich konnte 199 267 234 209 und 234
spielen und mich als 21. relativ locker (rückwirkend betrachtet) und mit guten
Chancen auf das Round Robin positionieren (der Cut lag bei 1642).
Nach einer kurzen Nacht
stand ich um 8.30 wieder auf der Bahn und konnte erfreulicher Weise meine Form
der letzten Monate wieder finden. Nach 2 Spielen (234 und 256) war ich bereits
5., mit 1322 aus diesen 6 Spielen ging ich als 6. ins Round Robin (ausgeschieden
u. a. Leandersson, Carlsson, Lintilä, Damberg, Torgersen etc.).
Im Round Robin begannen wir
ohne einen einzigen Probewurf (ich hielt das erst für einen Scherz, aber es war
wirklich so), und ich spielte die ersten beiden Spiele wirklich schlecht (186
und 150). Damit machte ich natürlich keine Siegpunkte, und ich fand auch schwer
wieder in meinen Rhythmus. Außerdem war in diesem RR das Glück nicht gerade
dauernd auf meiner Seite, daher verlor ich einige Spiele knapp und ich war lange
Zeit Letzter in diesem erlesenen Feld. Durch Kampf gelang mit dann
schlussendlich noch die Verbesserung auf Platz 9. Mein Nettoergebnis in diesem
RR waren 2498, womit ich durchaus zufrieden bin. Gesamt habe ich auf diesen für
mich sehr schweren Bahnen rund 213 Schnitt gespielt und wieder einen –
zumindest für mich persönlich – großen Prestigeerfolg erzielt.
Das Turnier gewann Kimmo
Lehtonen mit einem Nettoergebnis von 2911 (rund 243 Schnitt!!!!) in diesem RR,
gefolgt von Teemu Raatikainen (2861). Wie man auf diesen Bahnen solche
Ergebnisse erzielen kann, ist mir noch nicht ganz klar. Dass es geht, habe ich
jedenfalls live erlebt.
Resümee:
Ich war eigentlich schon ausgeschieden, da mir mit 752 nach 4 Partien und
eigentlich ohne Plan, wie es besser gehen sollte, nur ein Wunder helfen konnte.
Das schlussendlich der 9. Platz herauskam, ist mehr als zufriedenstellend und lässt
die Strapazen (26 Spiele innerhalb 24 Stunden) vergessen. Das Round Robin war
jedenfalls ein Erlebnis und so weit war ich vom Stepfinale rückwirkend gesehen
gar nicht weg. Ivo war eine große Unterstützung, die ich in den vergangenen
Turnieren oftmals vermisst habe (vor allem in Zeiten, wo einfach nichts geht)
und ich bin rückwirkend sehr froh, dass sie sich entschieden hat, mich zu
begleiten.
Tanya hat ein hervorragendes
Turnier gespielt und wurde 8. Lange Zeit war sie eine der ganz heißen
Kandidaten für das Stepfinale, doch dann sind ihr sichtlich die Kraft und
Konzentration ausgegangen.
Ende Jänner ist das nächste
Turnier in Lille und ich werde euch darüber wieder berichten.
Bis dahin verbleibe ich mit
sportlichen Grüßen
Euer Thomas