European Bowling Tour 2002 - Brunswick Open in Lomme/Lille, Frankreich

Liebe Bowlingkollegen(innen)! 

Am Wochenende war das 2. Weltranglistenturnier der Europazone in Lille.Der Modus: 8 Spiele Grunddurchgang, die besten 32 qualifizieren sich für die Zwischenrunde, in der sich in weiteren 6 Spielen die besten 16 für das Round Robin qualifizieren. Das Teilnehmerfeld war wie üblich bei Turnieren dieser Kategorie bestens (Gery Verbruggen, Lebon, Göran Carlsson (und einige andere Schweden) Grabovski, Krämer und viele andere Deutsche, Grabovac, etliche Holländer und Belgier, natürlich Franzosen etc.). Die Halle: ein Fun-Park mit 2 x 16 Bahnen, wobei die Herren nur auf 16 Bahnen (also einer Seite) gespielt haben.

Die Ölung: In der Mitte 80 Einheiten Öl auf 40 Fuss, nach außen hin abfallend, jedoch die ersten 5 boards waren zu meiden. Ansonsten konnte man – je nach Rotation und Balltempo, jede beliebige Linie spielen. Breakpunkt war wie immer zwischen 7. und 10. Board, die Bahnen haben jedoch auch verziehen, wenn man nach innen verlegt hat, dadurch erklären sich auch die extrem hohen Ergebnisse. Weiters war der Pinfall sehr freundlich.

Zu meinem Spiel: Ich wusste, dass hohe Ergebnisse notwendig waren und der Cut bei ca. 1730 liegen wird. Achim Grabowski hat schon am Mittwoch 1868 vorgelegt und somit hatte man eine erste Richtmarke, wenn man vorne dabei sein wollte. Mir gelangen gleich 1003 auf die ersten 4 Spiele und nochmals 872, sodass ich knapp vor Achim in Führung lag. Aus dem Grunddurchgang spielten dann noch Göran Carlsson 1840 und Gery Verbruggen 1880. Der Cut lag bei 1728. In der Zwischenrunde begann ich gleich wie ein Bewegungswunder (169) und war total verunsichert. Erst die Aufmunterung von Achim und Göran und ein paar Worte mit Ivo brachten mir meine Sicherheit zurück und so spielte ich die nächsten 5 Spiele 1229 und lag damit knapp für Gery Verbruggen in Führung.

Ich ging also zum ersten Mal als Führender in ein bedeutendes Round Robin. Die Distanz – so dachte ich jedenfalls – kommt mir entgegen, die Bahnen auch, ich fühlte mich wirklich super und war voller Zuversicht, einen Platz ganz vorne zu belegen. Mein erstes Spiel ging gegen Gery, ich eröffnete mit einen 5-ling, er hatte etwas weniger carry und ich hatte einen guten Polster. Dann eine 5er-Kraxn, er nützt die Chance, strikt aus und spielt 236, ich strike auch aus, spiele 233 und habe wieder einmal gegen ihn verloren (und damit auch 30 Bonuspunkte). Das zweite Spiel verlor ich ebenfalls (204:235), das dritte dann gewonnen (262:220), das vierte gewonnen 204:201 und dann ist der Faden gerissen, ich habe mich schlechter bewegt, viel mehr 9er Anwürfe gehabt als vorher etc. etc. Kurzum: es ging quasi nichts mehr, hohe Partien waren von da an eher zufällig, außerdem habe ich kaum etwas gewonnen. Gery spielte wie von einem anderen Stern (die ersten 8 Spiele 1994), dahinter Göran, dann ein weiterer Linkshänder, um den 4. Platz rauften sich 6 weitere Spieler (inkl. meiner Wenigkeit), aber wenn man sich von hinten herankämpft ist es einfach motivierender als wenn man von vorne immer weiter nach hinten fällt. Schlußendlich wurde ich 10. Und war zum ersten Mal bei einem großen Turnier, wo ich doch letztendlich wieder eine äußerst positive Leistung gebracht habe, so richtig enttäuscht.

Ich muss noch mit meinem Coach (Thomas) und mit Ivonne (die ja beide Round Robin: Helsinki und Lille) gesehen hat, darüber sprechen, wo der Hund begraben liegt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aber ich werde es herausfinden und dann auch diese Hürde meistern. Die Zeit spricht einfach für mich, es kommt nicht von ungefähr, dass so erfahrene Spieler wie Verbruggen, Carlsson und Grabowski in diesem Feld vorne waren und diese Entwicklungszeit muss ich mir einfach geben.

Positiv war sicherlich: es waren 29 Spiele und ich machte nur 3 Sparefehler, ich habe gesehen, dass ich zum wiederholten male mit den Top-Leuten in Europa mithalten kann, Probleme gibt es seltsamerweise im Round Robin, ich gewinne nur ca. 40 % meiner Partien, und das ist unbefriedigend.

Zum Damenbewerb: Ivo hat nach längerer Zeit wieder einmal ein internationales Turnier gespielt und sie hat ihre Leistungen aus Österreich mehr als bestätigt. Dass sie in diesem Klassefeld den Cut verfehlt hat, ist keine Schande (sie wurde 18., nur die ersten 8 Damen qualifizierten sich für das Round Robin), sie spielte 1588 und hat einen weiteren Schritt nach vorne getan (z.B war sie vor Martina Beckel). Wir werden ihre Turniere weiterhin sorgfältig auswählen und somit eine Mischung finden, dass kein Frust aufkommt, sie aber doch näher an die Spitze herankommt. Gewonnen hat Bettina Lund (mit knapp 1700 auf 7 Spiele) vor Isabelle Saldjian, De Win, Ross Greiner, Helen Jonsson, Tanya Petty, Schwarz und Bogaart.

Nächstes Jahr wird das Preisgeld weiter aufgestockt und Lille ist ein Turnier, welches ich unseren Elitespielern – auch wegen der extrem langen Distanz – nur empfehlen kann.

Mit sportlichen Grüßen
Euer Thomas