Bericht 4 World Games 2009 aus Kaoshiung/Taiwan:

23. Juli 2009

 

Hallo zum letzten Mal aus Kaohsiung, leider…

 

…leider deswegen, weil es zum Ersten ein toller Erfolg für die österreichische Bowlingdelegation war und zum Zweiten, weil man sich an dieses Umfeld sehr schnell gewöhnen könnte. Aber der Reihe nach.

 

Das Round Robin der besten 10 Damen und Herren begann nicht ganz nach unserem Geschmack. Tom hatte als ersten Gegner gleich mal Osku und der wäre zu packen gewesen, hätte sich Tom nicht ein Split gegen Ende der Partie eingetreten. So wurde es eine knappe Niederlage, schade. Als nächster wartete ein weiterer Hochkaräter (aber wer ist das nicht in dem Starterfeld), Chris Barnes, und auch hier hätte Tom die Chance gehabt, aber wieder knapp am Ziel vorbei. Frust machte sich bei Tom breit und es war der Moment, wo eine weibliche Hilfe gefragt war. Ich bat Ivo das zu tun und diese machte einen guten Job. Es folgten einige Diskussionen zwischen den beiden, aber letztendlich hatte ich das Gefühl, dass sie ihn ein wenig wachgerüttelt hatte. Von da an ging’s immer besser. Tom spielte, obwohl er immer noch betonte, auf der schweren Bahn nichts zu haben, immer besser.

Das dritte Spiel gegen den späteren Goldmedaillengewinner gewonnen, das vierte leider knapp um einen Pin verloren, dass fünfte gewonnen, und dann eine tolle Aufholjagd. 238, 233, 203, 276 brachten uns fast wieder in Reichweite des Steps. Leider warfen die vorderen nicht so wirklich daneben und somit waren es vor der Positionsrunde noch immer 80 Pins.


Aufgeben tut man einen Brief, aber das Kunststück, das dem Malaysier gelang, in der Positionsrunde noch an Chris Barnes vorbei zu ziehen (direktes Duell, wie fast alle Spiele hier, auf höchstem Niveau), ging sich für Tom nicht mehr aus. Um einen Pin musste er auch noch Osku vorbei lassen, was im Endergebnis den hervorragenden 7. Platz ergab. Bowling-Österreich, was willst du mehr!

 

Und jetzt zum nächsten Highlight des Veranstalters.

Diese Athleten und Coaches Nacht war schlicht weg der Hammer. Wir wurden in unseren Bussen zum World Games Plaza gefahren. Dieser liegt im Zentrum des „neuen“ Kaohsiung und direkt an einer Meeresbucht. Wunderschön. Die Zufahrt und der riesige Platz waren komplett abgesperrt und polizeilich abgeriegelt. Aber es wurden Bereiche für Zuschauer gelassen. Vom Busparkplatz weg gingen wir schon in einem Spalier von Menschenmassen zum eigentlichen Plaza. Und rund um diesen war das Gekreische und Gejohle der Taiwanesen schier unglaublich. 30.000, ja richtig gelesen, 30.000 dieser sportbegeisterten Asiaten machten dies für uns zu einem Erlebnis der Extraklasse. Jeder dieser Menschen, die hinter ihren Abzäunungen standen, wollten ein Foto, ein Autogramm, ein Winken, ein Lächeln oder irgend eine Reaktion haben, dafür haben sie sich die Füße stundenlang in den Bauch gestanden. Wir gingen dann zu unserem Partybereich und feierten eine Megaparty, mit allem drum und dran, bis hin zum Riesenfeuerwerk.

 

Als wir zweieinhalb Stunden später wieder die Party verließen, standen die noch immer hinten den Abzäunungen und beklatschten uns Euer HC hat leider, weil nicht damit gerechnet, die Kamera im Hotel gelassen, aber versprochen, Fotos folgen. Peter Lorenz, HC von Deutschland, schickt sie mir.

 

Schade, dass unsere Events zu Hause, oder sagen wir halt in Europa, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

 

Fazit der Spiele: Ein Event der Extraklasse, top organisiert, freundliche und kompetente Volontäre, tolle Sportstätten, einfach Klasse, meine Trauer über die Ignoranz seitens unsere Sportorganisationen und ebenso der heimischen Presse, hab ich eh schon kundgetan.

 

Bowlingtechnisch war es mir wie immer eine Ehre, dieses Team mit Gross Ivonne und Gross Thomas zu betreuen. Sportler, die den Namen Athleten in allen Punkten (Einstellung, Vorbereitung, Lebensweise, Verhalten, etc.) voll verdienen.

 

Mit einem weinenden Auge verabschiede ich mich aus Kaohsiung/Taiwan, mit einem lachenden freue ich mich mit unseren Mädels in zwei Tagen bei der Damen WM in Las Vegas für Österreich anzutreten. Das war’s von den World Games. Als nächstes melde ich mich in zwei Tagen mit dem ersten Bericht aus Las Vegas.

Aus Kaohsiung…

Helmut

 

 

Bericht 3 World Games 2009 aus Kaoshiung/Taiwan:

21. Juli 2009

 

Hallo zum vorletzten Mal aus Kaohsiung:

 

Heute war die Einzel-Quali über zwei Blöcke je sechs Spiele an der Reihe, und wie ich es mir schon am Tag zuvor gedacht hatte, war das mit der Umstellung von Ivo daneben gegangen. Und das nehme ich voll auf meine Kappe. Da kann die Spielerin noch so wollen, es  war zwar gut gemeint von den Betreuern, aber diese Umstellung auf eine Handstütze Marke Go Go Gadget war in der kurzen Zeitspanne nicht möglich.

 

Auch wenn sie dann im zweiten Squad Einzel wieder ohne diesem Folterinstrument spielte, da war bei aller Liebe schon der Wurm drin. Das ganze Spiel beim Teufel, alle Bälle zu kurz gelegt, Finger offen, ja so kennt keiner das Spiel unserer Mehrfachstaatsmeisterin, ich auch nicht, sorry Ivo, hilft jetzt zwar nichts, aber auch Betreuer können sich irren. Viel bemüht und trotzdem nicht verzweifelt,  das wird in Las Vegas anders Ivo!

 

Tom begann solide, immer unter den Top Ten, keine Highlights, aber auch keine Flops. Mehr war auf den Bahnenkonditionen auch nicht gefragt. Zur Mittagspause deutete alles auf einen Round Robin Platz hin, auch im zweiten Squad begann Tom solide, und das sollte so gehen bis zum Spiel 4.

Da waren erste Anzeichen von Konzentrationsmangel, vielleicht durch Müdigkeit, erkennbar. Durchgespielte Bälle wechselten mit „weichen“ ab, keine großen Ketterln wechselten sich mit Split oder Lassern ab. Und die Meute kam immer näher.

 

Während vorne acht Spieler wegzogen, spitzte es sich im letzten Spiel für die verbleibenden zwei RR-Plätze mächtig zu. Vor dem letzten Spiel schaute die Sache wie folgt aus: 9. Chester King, 10. Fang Chin-Nan 11. Osku und 12. Tom. Der Hausherr aus Taiwan begann mit drei Offenen und war somit gleich mal aus dem Rennen. Chester, der Philippine, begann mit Zwilling/offen/Zwilling. Osku und Tom wie aus der Pistole geschossen, die Stimmung war am Kochen, speziell weil auch der „alte Deutsche“ noch was mitreden möchte. Achim kam dann schlussendlich zum 12. Platz, 40 Pins unter dem Cut.

 

Vorne entbrannte  ein Duell der Extraklasse, Tom hielt mit allem dagegen, was er hatte. Als Erster schwächelte Chester mit einem Big Split im achten Frame. Er konnte also noch 203 werfen, dass hieß, Tom musste zu diesem Zeitpunkt mindestens 44 mehr werfen, da wir annahmen, Osku sei weg.

Ja, annahmen, 4/7/6/10 im 10. Frame brachten Osku ins Schwitzen, uns in eine bessere Position. Ja wenn dann nicht der Chester im 10. Auch noch einmal gepatzt hätte. 9-0 war nicht das Tollste, Gott sei Dank für uns. Tom hielt mit dem zu diesem Zeitpunkt wichtigsten Strike im 9. dagegen, jetzt sollte es sich also mit einem Neuner-Anwurf ausgehen, der stellte sich auch prompt ein, Rest Formsache, Spare getroffen, acht nachgeworfen, einen Pin vor Osku, 9. Platz.

 

EIN ÖSTERREICHER ist unter den TOP TEN!

Grandios, was dieser Mann mal wieder abrufen konnte. Also morgen um 9:00 Uhr Ortszeit geht’s von 0 weg los, RR der Top Ten. Bei euch ist es schon sechs Uhr morgens und ich geh nach einer wahnsinnigen Athleten/Coaches Party zu Bett, aber das wird eine andere Geschichte..;-)), glaubt es mir, sowas hat keiner von uns noch gesehen - NIEMAND!!

Neugierig? Gut so.

 

Gute Nacht und Daumen drücken.

Aus Kaohsiung

Helmut

 

Bericht 2 World Games 2009 aus Kaoshiung/Taiwan:

20. Juli 2009

 

Hallo aus Kaoshiung:

 

Heute war um Punkt 9:00  Uhr Ortszeit das Mix-Doppel als erster Bewerb an der Reihe. Fast alle kämpfen hier noch mit der Zeitumstellung, so wie Ivo, die wenig, und Tom, der fast gar nichts geschlafen hatte. Mir erging es nicht viel besser, aber ich musste ja auch nicht werfen. Die Bahnen, wie wir auch gestern schon beim Practice feststellen konnten, sehr tricky. Du kannst sie auf fast allen Wegen bespielen, leider hast du aber auf keinem dieser viel Platz. Und das ist noch eine Übertreibung. Geduld haben und hoch konzentriert werfen war gefragt und das haben sich die beiden auch vorgenommen.

Im ersten Spiel wurde auch das Ziel erreicht. Wir haben 1 unter geworfen und waren somit 9. Im zweiten zeigte die Familie Gross Einigkeit und beiden scorten 206. Im dritten bekam Ivo das erste Mal Probleme. Immer einen Tick zu hoch und das wurde leider bei Ihr gleich mit einigen Splits bestraft. Tom kam auf gute 227. Dank Toms Hilfe erfing sich Ivo im vierten Spiel wieder und die 232 zeichneten ihr auch wieder ein Lächeln ins Gesicht. In den beiden letzten Spielen war‘s aber dann doch geschehen: Anpassung nach links, zu weit übers Break und der Ball kommt nicht zurück; ein wenig nach innen korrigieren, und schon war der Wurf zu hoch. Das war wirklich frustrierend für die kleine österreichische Delegation.


Happy Bowling Center, CHT

Tom spielte die beiden letzten Partien sehr gutes Bowling, aber so richtige Ketterln wollten nicht kommen. Da war das Quäntchen Glück das wir gebraucht hätten, nicht anwesend. Am Ende ergab das leider nur den 16. Platz mit 2300 gespielten Pins. Tom ist in der All-Events-Wertung Zehnter, mit 1231, also genau Cut. Ivo hat da morgen ein wenig Aufholarbeit zu leisten,  aber möglich ist es auf 12 Spiele auch bei ihr noch.

 

Bis morgen und noch einen schönen Tag, wünscht euch aus Taiwan

Helmut

 

Bericht 1 World Games 2009 aus Kaoshiung/Taiwan:

19. Juli 2009

 

Einen schönen Abend aus dem heißen und feuchten Kaoshiung:

 

Gestern sind wir nach einer fast 17 Stunden dauernden Anreise im Akkreditierungscenter in Kaoshiung angekommen. Beeindruckend schon mal die City Hall, die das Center beherbergt. Auch wenn sehr viele Volontäre hier arbeiten und alles bestens organisiert ist, dauert es doch seine Zeit, bis wir alle Stationen durchlaufen haben.

 

Schon bei der Fahrt vom Flughafen in die Stadt konnten wir uns vom hohen Stellenwert der Spiele überzeugen. Was sich hier rund um die Games abspielt, ist für uns, die wir ja noch nie bei einem solch riesigen Event waren, beeindruckend. An allen Ecken und Enden siehst du Plakate, Wegweiser, riesige Monitore, Schilder etc. mit den World Games. 4300 Volontäre betreuen ca. 4800 Athleten und ca. 3000 Trainer und Offizielle. Wir werden quasi rundum versorgt. Das beginnt bei den Busshuttles, die uns nicht nur zu unseren Hotels und zu unserer Wettkampfstätte, so wie zu unserem Cateringhotel, führen, sondern einfach überall hin … 


Mit der Akkreditierung bekommst du eine Karte für alle öffentlichen Transporte, wenn du einmal nicht zu einer Wettkampfstätte fahren möchtest, also Bus, Bahn und Schiff, sowie eine Telefonwertkarte im Wert von $ 200 zum nach Hause telefonieren. Auch der Willkommensrucksack ist gut gefüllt.

Eine weitere Besonderheit: Jeder hat seine eigene Volontärin, die dir einfach immer und überall behilflich ist. Du brauchst ein Taxi? Schon da. Du möchtest zu einer anderen Sportart und kennst dich trotz 7 Plänen nicht aus? Kein Problem: Du stehst in der Halle und drehst dich suchend nach was um? Schon steht sie neben dir und fragt dich – unglaublich.

Was sich hier auch auf den Straßen abspielt …, selbst beim U-Bahn fahren darfst du Autogramme geben. Alle Athleten müssen sich hier einfach riesig fühlen. Der Wermutstropfen aus österreichischer Sicht: Fast alle Nationen haben wie bei den olympischen Spielen ihre Meeting Points, ihre Häuser, die Deutschen haben das Deutschland-Haus, mit Verpflegung ihrer Athleten mit Köstlichkeiten von zu Hause, wie Weißwurst, Leberkäse, Biere, und jeden Abend wird gegrillt. Dasselbe oder so ähnlich gibt’s bei den Franzosen, den Südafrikanern, den Russen usw. Nur halt nicht für Österreich.

 

Alle Nationen die ich fragen konnte, wurden von Ihren Sportministerien oder vom Nationalen Olympischen Komitee eingekleidet und bei vielen von ihnen auch alle Kosten bezahlt. Auch ich habe bei den diversen Stellen in Wien angefragt, aber außer Absagen oder gar „ah, zu den World Games fahrt’s Ihr? A wos is denn des…“ oder noch besser „… wen interessierten denn des“ hab ich nichts bekommen. Traurig, wenn man sieht, wie es wo anders zugeht.

Egal, hier ist der Sportler König und das sollen sie auch so genießen dürfen, und so nebenbei wird dir in den Hotels nicht nur Wlan gratis zur Verfügung gestellt, sondern auf Wunsch auch gleich ein Laptop.

 

Heute hatten wir dann Practice Day und ich hab so das Gefühl, dass sich unsere beiden „Grossen“ hier schon recht wohl fühlen. Während Ihr zu Hause schon pennt, heißt’s bei uns noch einmal schlafen, denn in ca. 12 Std. beginnt für uns das Abenteuer World Games. Daumen halten, das wünscht sich

Helmut

 


Ivo, Achim, Tom


Stefanie Nation, Chris Barnes, USA


Patcharin und Tore Torgersen, NOR

 
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