Auszug aus dem deutschen Bowlingmagazin, April 2001, in dem ueber Tanya Pettys Turniererfolg in Lausanne berichtet wird.

Internationaux de Suisse

Es berichtet Harry Kappler

   INTERNATIONAUX DE SUISSE, VILLENEUVE

 

GRÖSSTER TURNIERERFOLG FÜR TANYA PETTY




   "Ja, ja wieder eine deutsche Spielerin", meinte Turnierleiter Jean-Charles Frequert etwas hintersinnig, als beim Internationaux de Suisse, dem zweiten Weltranglistenturnier 2001 der Europazone in Villeneuve, alles entschieden war. Da wurden Erinnerungen wach an das Vorjahr: Denn im Jahr 2000 hieß die Siegerin Andrea Mirschel aus Frankfurt am Main und jetzt 2001 Tanya Petty. Wie schon Mirschel putzte auch die Regensburgerin im Stepladder-Finale die Männer reihenweise weg und errang den größten Turniererfolg ihrer noch jungen Karriere nach dem 2. Platz bei der Golden Bowling Ball Brunswick Tour 1998 in Dresden. Dafür konnte die 23-Jährige in der Schweiz einen satten Preisgeldscheck von 6.500 Schweizer Franken in Empfang nehmen.
   "Der Sieg kam ehrlich gesagt überraschend für mich", gestand sie. Schließlich sei sie arg nervös gewesen als sie erfuhr im Stepladder-Finale zu stehen. Aber danach sah es zunächst gar nicht aus. Als die erste Runde zu Ende war lag Tanya Petty auf Rang 16. Aus deutscher Sicht führte der Frankfurter Carlo Greulich schon die Konkurrenz an, Andrea Mirschel war 6., Martina Beckel (Frankfurt/Main) 9. und die Mannheimerin Patricia Schwarz 14. Im Achtelfinale verlor zunächst Martina Beckel den Anschluß mit 582 Pins. Tanya Petty kam auf 663 Pins, Andrea Mirschel und Patricia Schwarz schafften beide 649. Unterdessen zog Carlo Greulich mit 746 Pins ganz vorn unangefochten seine Bahn. Mit 730 Pins im Viertelfinale wahrte die Regensburgerin dann ihre Chance zum Einzug in das Finale. Gerade noch als Fünftplazierte rutschte sie dann überglücklich in die Schlussrunde, während Andrea Mirschel 9., Patricia Schwarz 10. und Martina Beckel 14. unter den mehr als 260 Teilnehmer/innen wurde. Einen hervorragenden 8. Platz belegte auch der Münchner Michael Grabovac, auf Rang 15 kam Klaus Lischka (Frankfurt/Main) und als 19. bestätigte Kai Günther (Premnitz) die gute Bilanz deutscher Teilnehmer.
   1. Tanya Petty, 2. Carlo Greulich, 3. Petri Mannonen
Die Sieger:
1. Tanya Petty,
2. Carlo Greulich,
3. Petri Mannonen

Erstes Spiel Putschmittel für Petty

Endlich geschafft:
Tanya Petty
  
   In der Stepladder-Runde stand Tanya Petty im ersten Spiel vor der ersten großen Bewährungsprobe gegen keinen Geringeren als den Belgier Gery Verbruggen, den Weltmeister von 1999. Doch die Begegnung wurde mit 235:177 Pins zu einer klaren Sache für die Deutsche, da waren auch die 10 Punkte Handicap für die Damen bedeutungslos. "Dieses Spiel hatte mich irgendwie richtig aufgeputscht und gab mir sehr viel Mut", erzählte Petty hinterher. Eigentlich dachte sie noch "der Gery macht mich richtig platt". Doch so ging sie schließlich mit dem vermeindlich stärkeren Geschlecht um. Gegen Ton Plummen (Niederlande) gewann sie im 2. Spiel 244:217 und Petri Mannonen (Finnland) warf sie in Auseinandersetzung drei mit 230:217 aus dem Rennen. "Gott sei Dank hatten sie alle ein wenig Probleme mit den Bahnen", wollte sie ihren Erfolg etwas klein reden, obwohl Bescheidenheit hier absolut falsch am Platze war.

   Hatte auch ihr Landsmann und Qualierster Carlo Greulich Schwierigkeiten? Aber ja. Der Frankfurter spielte in der Vorrunde einen Schnitt von 235,88 (17 Spiele) und war dann offenbar im Finalmatch ebenso gehemmt wie seine Geschlechtskollegen zuvor. Für seine Verhältnisse nur schwache 193 Pins setzte Tanya Petty 199 gegenüber, zum ersten Mal war im Finale das Handicap ausschlaggebend. Tanya Petty setzte einen beeindruckenden Schlußpunkt und damit war ihr Erfolg perfekt. So ziemlich die ganze Halle stand während der Finalspiele hinter der Deutschen, jeder ihrer Strikes wurde beklatscht und bejubelt. "Es war ein wahnsinnig tolles Gefühl. Sichtlich erleichtert war ich natürlich als ich den zum Sieg notwendigen Doppelstrike machte", sagte sie strahlend, ein paar Freudentränen konnte sie dabei nicht verkneifen.
  
Toller 2. Platz für
Carlo Greulich

Frequet: Großartiges Turnier

Hatte alles bestens im Griff:
Turnierleiter Jean-Charles Frequet
  
   Die Veranstaltung in der Schweiz war ein gut organisiertes Turnier, zum ersten Mal konnte Jean-Charles Frequet auch zahlreiche Nationalmannschaften begrüßen.
   "Wir hatten eine tolle Atmosphäre hier", sagte er. Der Sieg von Tanya Petty sei für ihn wie für viele andere eine kleine Überraschung gewesen, gab er zu. Eher hätten sie mit einem Erfolg einer ihrer Konkurrenten gerechnet. "Aber sie machte keinen Fehler, spielte konzentriert bis zum Ende, machte vier oder fünf Strikes in Folge, das war beeindruckend", resümierte der Turnierleiter das Geheimnis des verdienten Pettyerfolges. Besonders habe er sich auch über ein perfektes Spiel gefreut: Geworfen hat es der Finne Ari Halme im 6. Spiel der Vorrunde. Der Sieg von Tanya Petty ist übrigens der dritte deutsche Erfolg beim Internationaux de Suisse nach 1997 durch Detlef Horvath und 2000 durch Andrea Mirschel.





Tanya Petty dankt:

"Ich war wirklich sehr nervös. Nicht nur weil es Männer waren, gegen die ich spielen musste, sondern auch alle echte Persönlichkeiten. Ich wollte einfach nur gut spielen und nicht mit vielen Fehlern von der Bahn gehen. Dass mir das gelungen ist hat natürlich auch Gründe im Umfeld. Ich möchte deshalb meinen herzlichen Dank aussprechen an meinen Sponsor Gerhard Traun aus Wien, der es mir ermöglichte an diesem Turnier teilzunehmen. Er bohrte mir extra einen neuen Ball der Marke APEX, der mich dann auch schließlich zum Sieg führte. Vielen Dank auch an Mike Quitter von der Firma Ebonite, der mir das Material zur Verfügung stellte."



Fotos: Michel Faux

Ausschnitt aus: Bowlingmagazin, April 2001